„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, „Wer schläft, verliert“ oder gleich der ganze 5-Uhr-Club: Kaum ein Glaubenssatz hält sich so hartnäckig wie der, dass frühes Aufstehen automatisch mit Disziplin, Fleiß und Erfolg gleichzusetzen sei. Doch wissenschaftlich betrachtet ist dieser Mythos längst überholt. Nicht jeder Mensch ist biologisch dazu gemacht, um fünf Uhr morgens hellwach und leistungsfähig zu sein, und wer es erzwingt, arbeitet häufig gegen seine innere Uhr … mit schwerwiegenden Folgen.
Chronobiologisch gesehen unterscheidet sich der Schlaf-Wach-Rhythmus genetisch nämlich gewaltig, bis zu 13,5 h: Manche Menschen sind Frühtypen (Lerchen), andere Spättypen (Eulen), und die meisten liegen dazwischen und sind Mediantypen (Tauben). Frühaufsteher gelten oft als Vorbilder, aber Spättypen sind nicht weniger leistungsfähig – sie arbeiten nur zu einer anderen Tageszeit optimal.
Wie der 5-Uhr-Club entstand – und warum er für viele toxisch ist
Die Idee des „5 AM Club“ stammt aus dem gleichnamigen Buch von Robin Sharma. Dort wird behauptet, dass alle erfolgreichen Menschen ihren Tag vor Sonnenaufgang beginnen. Doch diese Erzählung ignoriert grundlegende Erkenntnisse der Chronobiologie, und schürt damit die Problematik von Spättypen weiter an, indem sie den Chronotyp als „Willensentscheidung“ proklamiert. Tatsächlich bevorzugen Frühaufsteher nur deshalb gesellschaftlich anerkannte Zeiten, weil das gesellschaftliche System auf sie zugeschnitten ist, denn „Frühaufsteher“ sind nicht per se „Frühtypen“, sondern häufig auch Spättypen, die schlicht früh aufstehen, weil sie es müssen oder wollen:
- Schulen beginnen früh – Lerchen haben hier klare Vorteile.
- Prüfungen & Meetings finden am Vormittag statt.
- Schicht- und Bürosysteme orientieren sich am klassischen 8-bis-17-Uhr-Tag.
Ergebnis: Wer biologisch später tickt, gilt schnell als „faul“ oder „undiszipliniert“. Doch das ist ein strukturelles Problem, kein persönliches Versagen.
Was die Forschung über Chronotypen wirklich zeigt
Die innere Uhr ist genetisch festgelegt. Zahlreiche Studienzeigen, dass Spättypen, die zu früh arbeiten müssen, überdurchschnittlich häufig an Schlafmangel, Depressionen und Burn-out-Symptomen leiden.
Frühaufsteher profitieren vor allem deshalb, weil ihr natürlicher Rhythmus besser zu gesellschaftlichen Arbeitszeiten passt.
Auch eigenen, wissenschaftlich begleiteten Projekten wissen wir: In Betrieben, die Arbeitszeiten chronotypengerecht gestalten, sinkt die Tagesmüdigkeit um bis zu 78 % – gleichzeitig steigen Konzentrationsfähigkeit und Motivation.
Diese Daten stammen aus Pilotprojekten, in denen Mitarbeitende ihre Startzeiten an ihren Chronotyp anpassen konnten. Das Ergebnis: Über 1.000 € Produktivitätsgewinn pro Jahr und Mitarbeiter – rein durch bessere Passung zwischen Biologie und Arbeitszeit.
Warum Unternehmen umdenken müssen
Wer die Chronobiologie ernst nimmt, erkennt: Nicht frühes Aufstehen à la 5-Uhr-Club macht erfolgreich – sondern biologisch kluges Timing. Unternehmen, die Schlaf, Licht und Leistung als zusammenhängendes System verstehen, gewinnen gleich mehrfach:
- Weniger Fehler & Unfälle durch ausgeschlafene Mitarbeitende
- Weniger Fehlzeiten & Krankheitskosten
- Höhere Zufriedenheit & Mitarbeiterbindung
- Bessere Performance durch synchronisierte Teamzeiten
Das ist Prävention at its best – messbar, evidenzbasiert und nachhaltig
Was jeder über den eigenen Chronotyp wissen sollte
Wie finde ich heraus, ob ich Lerche oder Eule bin?
- Beobachte 7 Tage lang, wann du ohne Wecker natürlich aufwachst.
- Notiere, wann du dich geistig am leistungsfähigsten fühlst.
- Prüfe, wann du am liebsten Sport treibst oder kreativ bist.
Wenn deine Energie am Abend deutlich steigt, bist du eher Eule. Wenn du morgens sofort loslegen kannst, bist du Lerche. Und wenn du dich in der Mitte wiederfindest – willkommen im Normaltyp-Spektrum.
Wenn du es genauer machen willst, dann nutze den Fragebogen der IfADo1 oder die Premiumlösung, den RNA-Test von BodyClock2, entwickelt an der Charité in Berlin.
👉 Tipp: Die SleepMaster Academy bietet mit der ChronoCoach®-Ausbildung die einzige staatlich geprüfte Weiterbildung im deutschsprachigen Raum, die genau dieses Wissen praxisnah vermittelt – für Coaches, BGM-Teams und HR-Abteilungen.
Fazit – Erfolg hat nichts mit Weckerzeiten zu tun
Der 5-Uhr-Club und seine Ansätze unterstützt einen gefährlichen Mythos. Erfolg entsteht nicht durch frühes Aufstehen, sondern durch biologische Intelligenz. Chronobiologie zeigt: Leistungsfähigkeit hängt vom Timing ab – nicht vom Dogma. Wer die innere Uhr respektiert, gewinnt Energie, Fokus und Gesundheit zurück. Und Unternehmen, die das verstehen, werden zu Pionieren einer neuen Arbeitskultur:
Weg vom 5-Uhr-Club-Mythos – hin zu chronotypengerechtem Business
Quellen & weiterführende Links
- Online Chronotypentest der IfADo Dortmund – Chronotyp & Arbeitsforschung: https://www.ifado.de/de/chronotyp
- RNA-Chronotypentest von Bodyclock, entwickelt an der Charité Berlin: https://www.bodyclock.health/?peachs_apc=immerausgeschlafen
- Projekte mit chronotypoptimierter Personaleinsatzplanung: https://www.wieden.com/category/projekte/
- Robin Sharma. https://www.robinsharma.com/
