In vielen Unternehmen ist das Arbeiten von zu Hause aus längst zur neuen Normalität geworden. Doch während manche Mitarbeitende darin aufblühen, fühlen sich andere überfordert, isoliert oder permanent müde. Was zeigt die Forschung wirklich über die Auswirkungen von Homeoffice auf Schlaf, Gesundheit und Wohlbefinden – und welche Rolle spielt dabei die Chronobiologie?
Studienlage – Homeoffice kann das Wohlbefinden steigern, aber nur unter einer Bedingung
Eine Langzeitstudie der University of South Australia untersuchte über mehrere Jahre die Effekte auf das Leben von Arbeitnehmer:innen – und zwar schon vor der Pandemie. Das Ergebnis: Wer freiwillig von zu Hause arbeitet, profitiert erheblich. Die Teilnehmenden berichteten im Durchschnitt von 30 Minuten mehr Schlaf pro Nacht, einer besseren Ernährung und mehr Bewegung.
Doch die Kehrseite zeigt sich bei Menschen, die zur Arbeit in den eigenen 4 Wänden verpflichtet werden. Dort treten häufiger soziale Isolation, fehlende Struktur und Leistungsabfall auf. Entscheidend ist also die Freiwilligkeit – und die Fähigkeit, sich selbst klare Strukturen zu schaffen.
Strukturmangel – wenn Arbeit zu Hause zur Belastung wird
Viele Menschen unterschätzen, wie sehr ihr Alltag bisher von äußeren Strukturen geprägt war: feste Arbeitszeiten, Pausen, Kantinenbesuche, Meetings. Zu Hause entfällt dieser äußere Rahmen – und plötzlich ist man selbst für Zeit- und Raumhoheit verantwortlich.
Fehlt diese Fähigkeit zur Selbststrukturierung, können Überforderung, Chaos und Stress entstehen. Denn Schlaf, Ernährung und Bewegung hängen unmittelbar von einer klaren Tagesstruktur ab. Ein unordentliches Umfeld, fehlende Abgrenzung oder ständige Ablenkung (Kinder, Partner, Haushalt) erhöhen den Stresspegel – und damit auch das Risiko für Schlafstörungen.
Chronotyp und Zeithoheit – die unterschätzten Erfolgsfaktoren
Hier kommt die Chronobiologie ins Spiel – die Wissenschaft vom individuellen biologischen Rhythmus. Jeder Mensch hat einen genetisch verankerten Chronotyp: Frühtypen (Lerchen) sind morgens leistungsfähig, Spättypen (Eulen) abends.
Homeoffice bietet theoretisch die große Chance, Arbeitszeiten an den persönlichen Rhythmus anzupassen. Wer seine Zeithoheit bewusst nutzt, kann Leistung, Konzentration und Schlafqualität erheblich verbessern. Doch dafür braucht es Bewusstsein und Wissen:
- Wann habe ich meine natürlichen Leistungshochs?
- Wann sinkt meine Konzentration ab?
- Wie kann ich meine Arbeitszeiten daran ausrichten?
Eine fundierte ChronoCoach-Ausbildung, wie sie z. B. an der SleepMaster Academy angeboten wird, vermittelt genau diese Kompetenzen – sowohl für Coaches als auch für Unternehmen, die Remote Work nachhaltig gestalten wollen.
Unternehmen zwischen Kontrolle und Vertrauen
Viele Arbeitgeber zögern, mehr Homeoffice zuzulassen, aus Angst, Kontrolle zu verlieren. Dabei zeigen Studien: Vertrauen zahlt sich aus. Mitarbeitende, die selbstbestimmt arbeiten dürfen, sind produktiver, gesünder und loyaler gegenüber ihrem Arbeitgeber.
Voraussetzung: klare Kommunikation, transparente Zielvereinbarungen und regelmäßige Check-ins – nicht zur Kontrolle, sondern zur Verbindung. Tools wie virtuelle Stand-up-Meetings, Wochenziele oder asynchrone Kommunikation helfen, Verbindlichkeit zu schaffen, ohne in alte Kontrollmuster zu verfallen.
Homeoffice im Coaching – was Expert:innen beachten sollten
Für Coaches, BGM-Fachleute oder Gesundheitsberater:innen ist die Arbeit von zu Hause aus ein wichtiger Kontextfaktor. In Beratungsgesprächen lohnt sich immer die Frage:
Wie arbeitet die Person? Wo arbeitet sie? Zu welchen Zeiten?
Denn Arbeitssituation, Chronotyp und Schlafverhalten sind eng miteinander verknüpft. Eine Klientin, die chronisch müde ist, muss nicht unbedingt Schlafprobleme haben – vielleicht arbeitet sie einfach gegen ihre innere Uhr.
Fazit – Homeoffice ist kein Allheilmittel, aber eine Chance
Arbeiten in den eigenen vier Wänden kann das Wohlbefinden deutlich steigern, wenn es freiwillig geschieht, auf den Chronotyp abgestimmt ist und eine klare Struktur existiert. Dabei ist es von grundlegender Wichtigkeit, dass die Menschen bereit sind, eine eigene Struktur für sich zu entwickeln und zu leben. Unternehmen sollten Mitarbeitende also nicht einfach ins Homeoffice schicken, sondern sie auf dieser sehr individuellen Change-Management-Reise begleiten. Dies kann durch Schulungen, aber auch durch individuelle Coachings geschehen.
Wer dies, und die Tatsache, dass Chronobiologie, Schlaf und Arbeitsrhythmus untrennbar verbunden sind, verstanden hat, kann die Arbeit von zu Hause zu einem echten Gesundheitsfaktor machen – statt zu einer neuen Belastung.
Quellen & weiterführende Links:
- University of South Australia: Working from Home: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35379616/
- Faith Popcorn: The Popcorn Report (HarperBusiness, 1991)
- SleepMaster Academy – ChronoCoach Ausbildung https://www.sleepmasteracademy.com
- IFADO Dortmund – Chronotyp-Test: https://www.ifado.de/de/chronotyp
